Oha! F i n a n z e n

Geld bewegt die Welt. Was sich viele nicht bewusst sind: In welche Richtung sich diese Welt bewegt, kann der Einzelne durch sein Anlageverhalten beeinflussen - oft sogar noch deutlicher als durch Konsum- Verkehrs- oder Wahlverhalten.

Was macht man normalerweise, wenn man Geld anlegen möchte? Man kauft Aktien, Fonds, Pfandbriefe und andere Wertpapiere und lässt den Rest auf dem Girokonto. Aber was passiert dann damit? Richtig, andere machen mit dem Geld weiter. Der Herausgeber einer Anleihe beispielsweise zieht mit dem Geld seine Projekte durch, für die er das Kapital gebraucht hat, die Bank leiht das Geld an andere weiter, der Staat finanziert seinen Haushalt. Alle diese Akteure verfolgen dabei ihre legitimen Interessen, häufig ihre Gewinnmaximierung und - als Instrument dazu - die Zufriedenheit des Anlegers.

Aber wie sieht es dabei mit ökologischen Gesichtspunkten aus? Diese spielen bei den meisten Akteuren eher eine symbolische Rolle. Natürlich versucht man, nicht gegen Umweltvorschriften zu verstoßen und vielleicht sogar das ein oder andere im Umweltbericht gut darstellbare Projekt durchzuführen. Wenn sich Ökologie und beispielsweise Gewinnmaximierung jedoch nicht vergleichsweise einfach miteinander in Einklang bringen lassen, schlägt das Pendel meist doch zugunsten der anderen Interessen aus. So kann es passieren, dass der Anleger ohne sein Wissen zum Finanzier beispielsweise eines Flughafenausbaus oder einer Ölpipeline wird.

Es geht aber auch anders: Nicht nur, dass sich diese Effekte - Verwendung der Gelder für eigentlich unerwünschter Maßnahmen - vermeiden lassen, man kann sogar durch seine Anlagepolitik gezielt den Umweltschutz voranbringen.

Ein besonders hervorstechendes Beispiel hierfür ist die Umweltbank. Sie bietet eine Umweltgarantie, die besagt, dass Kredite ausschließlich an Umweltprojekte vergeben werden. Finanziert werden mit den Einlagen also Windparks, ökologische Gebäudesanierungen und Neubauten, Solarenergie und mehr. Darüber hinaus macht die Umweltbank Vermögensberatung in Sachen Aktien, Fonds, Versicherung und Windpark-Beteiligungen. Insgesamt hat die Umweltbank seit ihrer Gründung (1997) damit bis Ende 2002 schon über 686.000 Tonnen co2 eingespart - das entspricht dem Ausstoß aller Haushalte des Saarlandes. Über die Einhaltung der ökologischen Produktgarantie wacht übrigens der mit hochkarätigen Mitgliedern (z.B. MdB Hermann Scheer) besetzte UmweltRat.

Grundlegend für das ökologische Investment, insbesondere bei renditeversprechenderen aber auch riskanteren Anlagemöglichkeiten wie z.B. Aktien, sind zuverlässige Informationen. Diese liefert seit vielen Jahren der ökologische Börsenbrief "Öko-Invest" von Max Deml, der über eine eingefleischte Fangemeinde verfügt und gern auch von Finanzzeitungen als Autor oder Experte zu Rate gezogen wird. Öko-Invest befasst sich eingehend mit einzelnen Werten und Umweltthemen, hat allerdings einen Nachteil: er erscheint, abgesehen von einigen Auszügen auf www.oeko-invest.de, nur in gedruckter Form.

Eine Alternative bietet da der Internet-Dienst www.ecoreporter.de. Dieser teilweise kostenpflichtige Dienst erscheint ausschließlich im Internet und bietet täglich eine Fülle von Nachrichten aus dem Bereich Öko-Investment. Mittlerweile haben sich zu den redaktionellen Berichten auch (aber klar abgesondert) Unternehmensmitteilungen, die Portale www.naturreporter.de und www.emreporter.de sowie das wöchentlich (als .pdf) erscheinende ecoreporter magazin gesellt. Der Initiator der Sache, Jörg Weber, ist ebenfalls immer wieder ein gefragter Autor und Experte, wenn es in Tageszeitungen oder Finanzpresse um ökologisches Investment geht. Bemerkenswert ist hier übrigens auch das Diskussionsforum: Da die meisten Beiträge geistreich, engagiert und durchaus auch kontrovers aktuelle Geschehnisse bei Umweltwerten diskutieren, gesellen sich auch die Vorstände der diskutierten Unternehmen gern mal dazu und geben Auskünfte.

Ähnlich wie der Ecoreporter, aber auf erneuerbare Energien fokussiert, ist das Informationsangebot des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien, kurz IWR. Unter www.iwr.de finden sich tagesaktuelle Meldungen zu Unternehmen und Politik rund um die erneuerbaren Energien.

Alle bisher genannten Akteure beschäftigen sich, wenn es um Unternehmen geht, hauptsächlich mit börsennotierten Werten. Gibt es denn ein Leben außerhalb der Börse? Ja natürlich! Fast alle heute börsennotierten Umweltunternehmen - Solarworld, Plambeck, Umweltbank usw. - waren einmal am sogenannten "grauen Kapitalmarkt", dem ausserbörslichen eben, notiert und wären ohne deren mutige Investoren sicher nicht so weit gekommen, wie sie jetzt sind.

Hier ist die Möglichkeit, mit dem Kapital wirklich etwas zu bewegen, am Größten. Hätten sich beispielsweise keine ausserbörslichen Investoren für die Call a Bike AG gefunden (nähere Beschreibung in der Rubrik "Verkehr"), wäre vermutlich nie das Fahrradverleihsystem Call a Bike entstanden, das jetzt in vier Großstädten eine nachhaltigere Mobilität ermöglicht. Leider ist aber damit auch das Risiko, in ein Unternehmen zu investieren, für dessen Aktien sich später keine Käufer mehr finden oder das gar in den Konkurs geht, besonders hoch. Auch hier ist Call a Bike ein anschauliches Beispiel: Die Call A Bike AG ging pleite, das System wurde von der Deutschen Bahn übernommen, die Aktionäre gingen leer aus. Daher sollte man sich in diesem Bereich umso genauer mit den Unternehmen befassen, bevor man sich beispielsweise an einer Kapitalerhöhung beteiligt - und nur das Geld investieren, auf das man schlimmstenfalls auch verzichten könnte.

Ein Vermittler solcher ausserbörslichen Investments im Umweltbereich ist die Umweltfinanz in Berlin. Sie betreut junge umweltorientierte Unternehmen, für die sie auch Kapital einwirbt. Davon sind einige erfolgreich an die Börse gegangen, z.B. die Solarworld AG, andere aber auch weniger erfolgreich, z.B. die unit energy AG. Bei einem Gespräch über Investitionen muss man natürlich immer im Hinterkopf behalten, dass ein Vermittler beispielsweise von neu emittierten Aktien immer - wie jeder Verkäufer - ein Interesse daran hat, den potentiellen Investor zum Kauf zu bewegen, und daher die positiven Aspekte des Investments immer stärker hervorheben wird als mögliche Risiken.

Will man sich über Kurse und Neuigkeiten bei ausserbörslichen Unternehmen informieren, so sind die Seiten der Umweltfinanz, der betreffenden Unternehmen und die der Handelsplattformen Valora und DepotVG von Nutzen. Im Allgemeinen gilt jedoch leider: Je kleiner das Unternehmen, desto schwieriger ist es, an objektive Informationen heranzukommen.

Abschließend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass man mit reiner Börsenspekulation auch bei Umweltwerten (z.B. Solarworld, Umweltkontor) ökologisch am wenigsten bewegen kann. Dabei fließt das Geld schließlich, sofern man nicht gerade neue Aktien zeichnet, an den Kontrahenten (also der, von dem man die Aktien kauft), der natürlich mit dem Geld anstellen kann, worauf er Lust hat. Wer maximalen Einfluss auf die Verwendung seines Kapitals nehmen möchte, ist mit einem Investment bei einer ausserbörslichen Gesellschaft am besten beraten, muss jedoch ein erhebliches Risiko (auch Totalverlust) in Kauf nehmen - und sich daher sehr ausführlich informieren. Und leider tummeln sich auch auf diesem Markt manche schwarze Schafe.

Für Leute, die ihr Geld ohne ein solches Risiko konsequent ökologisch anlegen möchten, würde ich eine der ökologisch orientierten Banken empfehlen - die genannte Umweltbank, die Ethikbank oder die GLS Gemeinschaftsbank. Die älteste der drei Banken, die GLS (Gemeinschaftsbank für Leben und Schenken) hat Anfang 2003 die Ökobank übernommen und rückt in ihrer Anlagepolitik am weitesten vom Prinzip der Gewinnmaximierung ab.

Als Schlusswort für diese Rubrik habe ich mir das Motto der Umweltbank entliehen, das sich - kurz und knackig - auf alle Aspekte des ökoeffizienten Handelns übertragen lässt: Taten statt Warten!