Oha! Testbericht: VW Lupo 3L TDI

Eine Analyse der Seitenabrufe ergab, daß mehrere Nutzer sich wohl für das 3-Liter Auto von Volkswagen, den Lupo 3L TDI interessieren. Dazu gebe ich gerne Auskunft. Eins vorweg: Zwischen Oha! und Volkswagen bestehen keine weiteren Verbindungen.

Ein zuverlässiges, echtes 3-Liter Auto...

Das Wichtigste: Der Lupo 3L ist tatsächlich ein Dreiliter Auto, wenn man ihn entsprechend fährt. Damit ist bewiesen, daß das 3-Liter Auto nicht irgendein Öko-Traum ist, sondern sehr wohl Realität sein kann - wenn man will. Mittlerweile hat er über 10 Jahre und mehr als 250.000 km auf dem Buckel - und fährt immer noch so spaßig und sparsam wie im ersten Jahr.

wenn man ihn entsprechend fährt.

Damit ist gemeint, daß der Lupo durchaus auch mehr oder sogar weniger verbrauchen kann, wenn man ihn entsprechend fährt. Ein Praxistest hat ergeben, dass sich die Strecke München-Bamberg - überwiegend Autobahn, zeitweise hügelig, etwas Stadtverkehr, mit Pausen - mit 2,9 Litern oder 4,8 Litern Durchschnittsverbrauch (natürlich l/100km) fahren läßt.

Die 2,9 Liter kamen heraus, als der Wagen konsequent nicht schneller als 120 gefahren wurde - sprich: brav auf der rechten Spur bleiben und nur Laster und extrem langsame Zeitgenossen überholen. Die ökoeffizienteste Variante, sich mit 100 km/h hinter einen Laster klemmen, wurde mangels Zeit und Nerven nicht getestet - den Verbrauch schätze ich in dem Fall auf etwa 2,7 Liter.

Die 4,8 Liter kamen heraus, als die Testbedingungen auf der gleichen Strecke mit "brettern was geht" festgelegt wurden - also möglichst oft an die 180-km/h Marke ran, die auch etwa die obere Leistungsgrenze des Wagens markiert.  Obwohl der Lupo bei dieser Fahrweise ca. 50% mehr als in der sparsamen Fahrweise schluckt, liegt er auch beim "brettern was geht" noch 50% unter dem Durchschnittsverbrauch eines normalen Autos. Das macht spätestens dann richtig Spaß, wenn man für ca. 30 Euro volltanken kann. 

Zum Vergleich:Bei 180 km/h verbraucht ein Golf GTI z.B. 13,9, ein BMW 530i 17.5 Liter. Und wenn man den Porsche Carrera mit 280 (!) km/h am Limit fährt, zieht der Verbrauch auf rekordverdächtige 66,7 l/100km an.

Wie geht das mit den 3 Litern?

Die technische Seite können natürlich die Leute von VW besser erklären. Zum einen ist da eine Menge Technologie - Leichtbauteile, Sparreifen, Luftwiederstandsoptimierung etc. - die unbemerkt vom Fahrer ihren Spardienst verrichten. Was man dagegen deutlich merkt, ist die Automatik: Sie fährt genau so, wie ich es am liebsten habe: niedrige Drehzahlen, früh & zügig schalten und - sobald die Kraft des Motors nicht gebraucht wird - auskoppeln. Damit kann man natürlich keine "Kavalierstarts" mit quietschenden Reifen hinlegen, aber prima mit dem Verkehr mitschwimmen und durch die Landschaft cruisen.

Der Fahrer trägt natürlich auch das Seine zum ökoeffizienten Fahren bei: Vorausschauendes Fahren (Sicherheitsabstand, bei aufleuchtenden Bremslichtern vom Gas gehen, auf rote Ampeln oder Kurven zurollen statt hineinrasen usw.) ersparen einen Haufen unnötiger Brems- und Beschleunigungsmanöver - eigentlich trivial, aber von erschreckend wenig Leuten praktiziert. Ebenso beschert moderates Beschleunigen zwar keinen nennenswerten Adrenalinschub, man kommt aber genauso schnell an wie der Vormann, der Vollgas gibt und 50m weiter wieder abbremst. Das tolle am Lupo 3L ist, dass er ideal auf diese Fahrweise abgestimmt ist. Weitere Tips fürs ökoeffiziente Fahren, auch mit "normalen" Autos, gibt der VCD.

Wenn der Fahrer übrigens mal die Nase voll hat vom ökoeffizienten Fahren, kann er auch auf "Tiptronic" (also so eine Art Handschaltung) umstellen und nach Gutdünken seine Gänge bestimmen. Dabei zeigt der Lupo dann auch ein erstaunliches Temperament, so daß man sich schnell und nachhaltig abreagieren kann. Und schließlich gibt es noch eine Art "Super Pursuit Mode", wenn man die "ECO" Taste ausschaltet: Dann setzt die Sparautomatik aus und gibt noch ein paar Extra-PS frei, mit der man laut Tacho auf bis zu 190 km/h kommt.

Wieviel paßt da überhaupt rein?

In den Lupo passen bequem vier Leute rein. Vorne hat man dabei wirklich zünftig Platz (die Werbung mit dem Basketballspieler seinerzeit war zutreffend), hinten ist es bisschen enger. Allerdings hat sich meine Tochter, Mitfahrerin der ersten Stunde, sich bisher auch bei richtig langen Strecken (> 1.000 km) auf dem Rücksitz nicht ernshaft beschwert - obwohl sie mittlerweile längere Beine hat als ich. Der Gepäckraum ist, sofern man die Rückbank umgeklappt hat, so groß, daß man mit dem Lupo sogar kleine Umzüge bewältigen kann.

Problematisch wird es natürlich, wenn man vier Leute UND Gepäck mitnehmen möchte. Passiert selten, aber manchmal - z.B. wenn man mit Freunden in den Urlaub fahren möchte - eben doch. Was da zu empfehlen ist, wenn man die Leute nicht mit Minimalstgepäck abspeisen möchte, ist ein Dachkoffer - also ein langes, absperrbares Plastik- oder Textilfaltding auf dem Dach. Dafür ist einmal ein Dachträger (kostet bei VW ca. 120 €, kann man auch für Möbel-, Fahrrad- und Surfbrett- Transporte gut gebrauchen) und natürlich der Dachkoffer nötig. Den Dachkoffer kann man z.B. bei Autohändlern für ca. 30 €/Woche mieten. Nach dem X-ten gemieteten Plastik-Dachkoffer habe ich mir mir einen Textil-Falt-Dachkoffer zugelegt, der's genauso tut und den man bequem im Schrank verstauen kann. Mein Modell, der Sherpa Green Valley, hat seinen Job mit Bravour erledigt und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Bemerkenswert war dabei, daß der Verbrauch mit 3,3 L vor Ort (überwiegend Landstraßen und Dörfer) und 3,8 L auf der Autobahn trotz Dachkoffer und Vollbesetzung recht moderat war.

Fazit: im Alltag völlig ausreichendes Platzangebot, nur bei der Kombination 4 Personen + (Urlaubs) Gepäck muss man sich etwas einfallen lassen.

Sicherheit

Sicherheit war für mich Freund des unversehrten Körpers auch ein Thema. Deshalb habe ich auch meine Aversion gegen den ADAC überwunden und dort die Sicherheitstests angeschaut; mit dem erfreulichen Ergebnis, dass der Lupo sehr sicher konzipiert ist - eine Beurteilung, die durch den soliden Eindruck im Innenraum (Airbags auf beiden Seiten, limousinenmäßig sattes Zufallen der Türen) bestätigt wird. Auch die Bremsen (mit ABS) ziehen rekordverdächtig gut. Bestätigt hat nebenbei auch der ADAC meine Aversion gegen ihn, als er naseweis feststellte, dass der Lupo trotz seines günstigen Verbrauchs wegen der hohen Benzinpreise leider nicht wirtschaftlich sei.

Komfort

Eigentlich hat der Lupo auch in der Grundausstattung so ziemlich alles, was man sich wünschen kann: gute Belüftung, brauchbares Radio, bequeme Sitze, umklappbare Rückbank und vorne viel Platz. Was besonders angenehm auffällt: Die Wind- und Motorgeräusche sind entweder generell sehr leise oder der Wagen ist hervorragend geräuschisoliert. Drinnen bekommt man jedenfalls auch bei hohen Geschwindigkeiten wenig davon mit. Nett am Armaturenbrett ist, dass es konsequent auf "unaufdringliches High-Tech" getrimmt wurde und der Benzinverbrauch (Durchschnitts- und Momentanverbrauch) immer gut im Blickfeld ist.

Komfortabel übrigens auch die Kfz-Steuer: Sie fiel die ersten 5 Jahre aus.

Negativpunkte

zu einem ordentlichen Testbericht gehört auch ein wenig Kritik. Da gibt es auch ein paar kleinere Punkte:

Fazit

Insgesamt erweist sich der Lupo als sehr überzeugendes, echtes 3-Liter Auto. Daher kann ich den Wagen uneingeschränkt für Leute empfehlen, die auf ein Auto angewiesen sind. Natürlich verbraucht auch der Lupo Treibstoff (Diesel oder Biodiesel), aber eben erheblich weniger als der Durchschnitt - und das bei gleichem oder besserem Fahrkomfort.

Bitter ist, daß der 3-L-Lupo sich 2005 schon wieder vom Markt verabschiedet hat und sich immer noch kein 3-Liter Modell des Wettbewerbs findet. Offensichtlich hat sich trotz Ökosteuer (und dem dazugehörigen Gejammer), schwindenden Ölvorräten, immer deutlicher spürbaren Klimaveränderungen, Steuervorteilen und ausgefeilter und erprobter Technik immer noch kein echter Markt für 3-Liter Autos herausgebildet.

Gerade VW, das mit seinem 1-Liter-Prototyp noch einmal gezeigt hat, was alles möglich wäre, hat in letzter Zeit Modelle auf den Markt gebracht, die in bizarrem Gegensatz zur Ökoeffizienz stehen: Der Phaeton beispielsweise oder der Geländewagen Touareg: Lächerlich aufgeblasene Kisten, die ihre Behäbigkeit durch noch aufgeblaseneren Motoren und Verbräuchen zu überwinden suchen. Dass so ein Gekasper Freiheit, Individualität und Erfolg symbolisieren soll und sozial anerkannt wird, ist eine der großen Absurditäten dieser Zeit, über die unsere Nachkommen noch die Köpfe schütteln werden.

Deshalb möchte ich Sie, liebe Leser, bitten, sollten Sie bei Kaufentscheidungen Autos beteiligt sein, den Verbrauch deutlich in den Vordergrund zu rücken. Ich jedenfalls werde, wenn ich demnächst ein Nachfolgemodell für den Lupo suche, meinen Händler fragen: Soviel habe ich im Jahr 2001 für 3L Verbrauch bekommen - was können Sie mir in dieser Klasse bieten? Und wenn wir alle ein bisschen weitsichtiger werden und von den Händlern nicht mehr Leistungsmonster, sondern praktische und verbrauchsarme Autos verlangen (Nachfrage), dann werden wir auf die Frage auch eine vernünftige Antwort bekommen (Angebot). Momentan läuft's auf den Eco-Up zu, obwohl auch der nur ein mickriges Gramm CO2 einspart (79 statt 80 g/km).